Mehr Grün und weniger Hitze an unserem Arbeitsplatz
Auf der Südseite der Zwischennutzung Neubad, wo OSRI sein Bureau hat, stehen seit Mitte Juni zwei begrünte Erdhügel auf dem Asphalt. Sie sind Teil eines wissenschaftlichen Tests über drei Jahre, um mittels temporärer Begrünung lokal weniger Hitze, stärkere Kühleffekte, mehr Artenvielfalt und höhere Aufenthaltsqualität zu erreichen. Der spezielle Bodenaufbau speichert Regenwasser, hält das Grün feucht und kühlt die Umgebung. Fallen die Ergebnisse des Tests positiv aus, könnte dieses Modell auch anderswo eingesetzt werden.
Die Auswirkungen der Klimakrise sind bekannt: Im Sommer werden unsere Städte immer heisser, gleichzeitig nehmen Unwetter mit Starkregen zu und die Biodiversität geht zurück. Das Pilotprojekt «Hygroskin Neubad» will etwas dagegen tun. Dabei handelt es sich um eine 80 Quadratmeter grosse temporäre Begrünung auf neun der Parkplätze neben dem Neubad. Initiiert wurde der Versuch von OSRI, seit Mitte Juni wird er unter wissenschaftlichen Bedingungen realisiert und in drei Jahren ausgewertet. Die Erfahrungen werden mit jenen aus Basel abgeglichen, wo ein ähnlicher Test bereits erfolgt ist.
Schnell und kostengünstig umsetzbar
Die «Hygroskin» ist konzipiert für Orte, wo eine normale Entsiegelung mit Entfernen von Asphalt- oder Betonbelägen sowie die anschliessende Renaturierung zwar gewünscht, aber aus verschiedenen Gründen noch nicht möglich ist. In diesem Fall kann als Zwischenlösung mit der «Hygroskin» auf kostengünstige und schnelle Weise eine grössere Fläche begrünt werden.
Ohne zeitintensive Bewässerung
Folgendes wird in Luzern getestet: der Pflegeaufwand, die Entwicklung der Biodiversität, die Eignung der Materialien, die Resilienz der Bepflanzung gegenüber Hitzestress sowie die Abkühlung der Umgebung und die Regenwasserspeicherung. Abkühlung und Regenwasserspeicherung sind zentral bei diesem Test. Deshalb sollte der 26 bis 65 Zentimeter hohe Aufbau aus Sand, Kies und Humus permanent feucht sein. Erreicht werden kann dies mit einem speziellen, auf den Asphalt gelegten Vlies samt Speichermatte. Dank diesen zwei Elementen wird das Regenwasser gespeichert anstatt in die Kanalisation abzufliessen. Zeitintensive Bewässerung ist grundsätzlich nicht nötig. Angepflanzt werden heimische Pflanzen wie Wildstauden und einige kleine Gehölze, welche mit dem Hitzestress umgehen können. Auch Totholz und kleine Steinhaufen werden angelegt. Davon sollen Tiere wie etwa Wildbienen und weitere Insekten profitieren. Bereits nach wenigen Wochen hat sich auf den 80 Quadratmetern ein sattes Grün entwickelt.
Fabian Rieder, OSRI AG



«Hygroskin Neubad» ist eine Zusammenarbeit von OSRI, Stadtgrün Luzern, der Zwischennutzung Neubad und B/IAS (Basel Institut für angewandte Stadtforschung).